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2024-08-27

DIE KITA ALS ORT DER GEMEINSCHAFT UND DEMOKRATIE

00 Homepage Kita Haar Bindung.jpgDie Kita ist ein Ort der Gemeinschaft, des Miteinanders. Für das Kind ist sie eine „kleine Welt“, die es sich nach und nach erschließt. In der Tat ist die Kita ein Ort, der die Kinder auf das Leben in einer Gesellschaft vorbereitet. Einer Gesellschaft, die aus vielen Individuen besteht, die jeweils unterschiedliche Bedürfnisse, Vorstellungen, Hintergründe, Erfahrungen mitbringen. Einer demokratischen Gesellschaft, in der Aushandlungsprozesse und Regeln des sozialen Miteinanders die grundlegend sind. All das bildet die Kita „im Kleinen“ ab.
Zu lernen, sich als Teil einer Gemeinschaft wahrzunehmen, ist ein Prozess, den die Kinder von Geburt an durchlaufen. Innerhalb der Familie erfährt das Baby  Geborgenheit, es erlebt in erster Linie sich selbst, lernt den eigenen Körper kennen und kommt in Kontakt mit seinen Bedürfnissen. Seine Bezugspersonen, meistens die Eltern, sind dabei überlebensnotwendig. Sie kümmern sich, sorgen dafür, dass es dem Kind gut geht, lernen nach und nach seine Signale zu deuten und die Bedürfnisse voneinander zu unterscheiden. Das Baby ist darauf angewiesen, dass die Bezugspersonen diese Bedürfnisse erfüllen. Im ersten Lebensjahr steht das Kind im Zentrum – für sich selbst und die Eltern.
Der Eintritt eines Kindes in die Kita ist ein bedeutsamer Schritt – für das Kind selbst und für die gesamte Familie. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Familie ein privater  rt mit einem eigenen Rhythmus, eigenen Ritualen. Für ein Kind ist die Familie unhinterfragt ein Ort der Zugehörigkeit mit festen Rollen, Bezugspersonen, einer Familienkultur. Diese etabliert sich im gemeinschaftlichen Miteinander, im gemeinsamen Alltag, in geteilten Werten, Erfahrungen, im gemeinsamen Austausch. Tritt das sind in eine Kindertagesstätte ein, erfährt es eine Erweiterung seine Bezugspersonenkreises und es lernt eine neue Kultur kennen: die Kultur der Kita. Dort erlebt das  Kind, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Das ist ein Prozess, den wir im Rahmen unserer bindungsorientierten Eingewöhnung behutsam begleiten. Dieser Prozess ist sensibel und bedeutet Arbeit für das Kind. Behutsam und zugewandt begleiten wir Pädagog:innen das Kind bei seinen Schritten.
Sich als Teil einer Gemeinschaft zu erleben, erfordert zunächst ein Bewusstsein darüber, dass es „die anderen“ gibt, dass diese anderen sich voneinander unterscheiden, sich in vielfältiger Weise bewegen, ausdrücken, reagieren. Dies ist ein Prozess der kognitiven und sozialemotionalen Entwicklung, der im Kleinstkindalter beginnt und bis ins Schulalter hineinreicht: vom ICH zum WIR. Zunächst macht das Kind die Erfahrungen sinnlich: es spürt, riecht, hört, sieht die anderen, versteht sie zunehmend und bewegt sich zwischen ihnen.
Der Morgenkreis in der Krippe ist eine erste Möglichkeit für das Kind, sich in Gemeinschaft zu erleben und ein Gruppengefüge wahrzunehmen. Dieses Erleben ist  zunächst vor allem körperlich. Der Kreis als Gebilde ohne Anfang und Ende ist geschlossen, jede und jeder ist sichtbar. Spricht eine Person, kann das Kind zuordnen, woher das Geräusch kommt, es kann die Lippenbewegungen sehen, Gesten beobachten. Es ist eingebettet in eine Gemeinschaft – das spürt es, ohne sich dessen zunächst bewusst zu sein. Nach und nach fühlt das Kind sich zugehörig. Der Kreis am Morgen und am Mittag unterstützt diese Entwicklung. Er besteht aus festen, sich täglich wiederholenden Ritualen, die das Kind darin unterstützen, ein Bewusstsein darüber zu entwickeln, Mitglied einer festen Gruppe zu sein. Wenn jemand fehlt, nimmt es das irgendwann wahr, fragt, beteiligt sich. Gleichzeitig lernt es auch, dass es als Individuum eines von vielen ist und werden. In Gemeinschaft zu sein und zugleich ein Individuum bedeutet auch, dass gegensätzliche Bedürfnisse nebeneinanderstehen. In der Kreissituation haben die Pädagog:innen die Möglichkeit, diese beiden Notwendigkeiten wahrzunehmen und miteinander in Balance zu bringen. ICH werde begrüßt, ICH kann mich beteiligen, ICH werde wahrgenommen, auch wenn ich nicht da bin. WIR sitzen im Kreis zusammen, WIR besprechen gemeinsam, was der Tag bringt, WIR achten aufeinander, sodass jede:r die Möglichkeit
hat zu Wort zu kommen.
Die Kreissituationen sind somit nicht nur wichtige Stationen des Übergangs zu Beginn und in der Mitte des Tags, sie sind zudem Orte der ersten demokratischen Bildung. Sie sind ein wichtiger Schritt für weitere Bildungsprozesse, die das Kind auf das Leben in einer demokratischen Gemeinschaft vorbereiten. Der ritualisierte
Tagesablauf bietet zahlreiche Gelegenheiten, als ICH zu agieren und sich in einem WIR-Gefüge wahrzunehmen. Im geschützten Rahmen lernen die Kinder nach und nach ihre Interessen kennen und auszudrücken. Im freien Spiel zum Beispiel erproben sie Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und stoßen dabei an ihre Grenzen –
wenn das Interesse des ICH mit dem Interesse des anderes ICH kollidiert und es zu Konflikten kommt, wenn das Interesse des WIR manchmal vorrangig ist und das zu inneren Konflikten führt. Die Pädagog:innen begleiten die Kinder dabei, altersentsprechende Strategien zu erlernen, um mit diesen Konflikten zurecht zu kommen. In
angeleiteten Angeboten machen sie die Erfahrung, dass Regeln Orientierung geben und somit sehr nützlich sein können. Somit lernen die Kinder nach und nach zweierlei: dass ihr ICH mit allem, was dazu gehört, wertvoll ist, und dass es gut und wichtig ist, sich zu spüren, eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Und sie lernen, dass es wertvoll ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, dass Zugehörigkeit und Freundschaft bereichern, dass Vieles gemeinsam erst richtig gut wird. Es lohnt sich, all das „im Kleinen“ so mühsam zu erlernen. Es trägt dazu bei, dass sich die Kinder später „im Großen“, in einer demokratischen Gesellschaft, als mündige, eigenständige, soziale Menschen im WIR bewegen. Wir tragen mit unserer Arbeit gern dazu bei.

Isabelle Krok,
Leitung pädagogische Qualität München

Caro - 10:02:16 @ Allgemein



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